Negativtrend der Schulleistungen
8. Februar 2024
Ergebnisse der neuen PISA-Studie (2022)
Was ist PISA?
PISA steht kurz für „Programme for International Student Assessment“ und ist die größte internationale Studie über Schulleistungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Hierfür werden Kenntnisse und Fähigkeiten von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern evaluiert. Es geht um die Bereiche Mathematik, Lesekompetenzen und Naturwissenschaften. PISA fragt dabei jedoch kein Faktenwissen ab, sondern testet, wie gut die Problemlösungsfähigkeit bei komplexen Sachverhalten, das kritische Denken und die effektive Kommunikation von Schülerinnen und Schülern ist. Dieser Test soll zeigen, wie gut das Bildungssystem funktioniert. Er dauert ungefähr 2 Stunden und besteht hauptsächlich aus Multiple-Choice-Fragen.
Darüber hinaus werden die Schüler:innen noch zu ihren Lernbedingungen, Einstellungen und ihrer sozialen Herkunft befragt. Auch Schulleitungen, Lehrkräfte und Eltern werden miteinbezogen: Sie beantworten Fragen zu Gestaltung und Ressourcen des Unterrichts sowie zur Rolle des Lernens in der Familie.
Bei der aktuellen Studie nahmen insgesamt 81 Länder und Volkswirtschaften teil, davon etwa 690.000 Schülerinnen und Schüler – stellvertretend für 29 Millionen Schüler:innen auf der Welt. Dieser internationale Vergleich ist für Länder wie Deutschland hilfreich, um von anderen Ländern zu lernen. Deutschland nahm im Jahr 2000 zum ersten Mal an der PISA-Studie teil. Für die aktuelle Untersuchung wurden 6.116 Schüler:innen an 257 deutschen Schulen befragt – stellvertretend für etwa 681.400 15-jährige Schülerinnen und Schüler Deutschlands.
Ergebnisse der Studie
Im Vergleich zur letzten Pisa-Studie 2018 verschlechterten sich deutsche Schülerinnen und Schüler grundsätzlich in Mathematik, in Naturwissenschaften und im Lesen. In mindestens einem der drei getesteten Bereiche hatte ein Drittel der deutschen 15-Jährigen deutliche Defizite. Sogar jede(r) sechste Schüler:in hatte in allen Feldern geringe Kompetenzen. Der Anteil der leistungsschwachen Schüler:innen ist seit 2018 gestiegen: Es gibt nun 30 Prozent leistungsschwache Schülerinnen und Schüler in Mathematik, rund 26 Prozent im Lesen und 23 Prozent in den restlichen Naturwissenschaften. Der Anteil der leistungsstarken Schülerinnen und Schüler ist in den Feldern Mathematik und Lesen gesunken: In Mathe gibt es nur noch neun Prozent leistungsstarke Schüler:innen und im Lesen knapp acht Prozent.
Nur in den restlichen Naturwissenschaften liegt Deutschland über dem Durchschnitt der anderen Länder. In den Feldern Mathematik und Lesen reiht sich Deutschland in den Durchschnitt der OECD-Staaten ein. Der Durchschnitt der OECD-Staaten ist in beiden Bereichen im Vergleich zu den vorherigen Jahren ebenfalls gesunken. Im Vergleich zu 2018 sank dieser Durchschnitt im Bereich Lesen um 10 Punkte und in Mathematik um fast 15 Punkte. Der Mathematik-Leistungsrückgang der OECD-Staaten ist dreimal so hoch wie in den bisherigen PISA-Studien.
Mögliche Gründe
Jetzt stellt sich die Frage: Woran kann dieser drastische Rückgang der Leistungen liegen? Die Autor:innen leiten aus den Befragungen folgende mögliche Gründe ab:
Zum einen ist davon auszugehen, dass die Corona-Pandemie einen Einfluss auf die negativen Ergebnisse haben könnte. Denn beispielsweise in Deutschland gab es aufgrund der Schulschließungen Distanzunterricht, der im Vergleich zum OECD-Durchschnitt mit weniger digitalen Medien gestaltet wurde. Allerdings kann kein systematischer Zusammenhang abgeleitet werden. In Schweden gab es beispielsweise während der Pandemie größtenteils Präsenzunterricht und die Schüler:innen schnitten im Test trotzdem schlechter ab als zuvor.
Zum anderen ergab die Befragung, dass Schülerinnen und Schüler im Vergleich zum Jahr 2012 weniger Freude und Interesse an Mathematik hatten. Dagegen nahmen Ängste in diesem Fach zu. Es lässt sich außerdem erkennen, dass die generelle Zufriedenheit mit dem Leben von Schüler:innen in vielen Ländern sinkt, was den Negativtrend auch erklären kann. Außerdem spielt laut den Autor:innen der sozioökonomische Status von Familien eine wichtige Rolle, wenn es um die Leistungen von Schüler:innen geht.
Was nun?
Der Bildungsökonom Ludger Wößmann sagte in der „Wirtschaftswoche“: „Wie produktiv sich Kinder und Jugendliche später in die Gesellschaft einbringen können, hängt ganz wesentlich von ihrer Bildungsleistung ab.“
Daher ist es jetzt umso wichtiger, diesem Negativtrend entgegenzuwirken. Vorschläge und Ideen, wie zum Beispiel eine verstärkte Kooperation zwischen Schulen und Universitäten im Bereich Mathe und Naturwissenschaften, stehen im Raum. Auch verpflichtende Sprachstandstests in Kitas werden diskutiert. Es wird sogar überlegt, in der Grundschule die Englischstunden zu streichen und stattdessen den Fokus auf Mathe- und Deutschunterricht zu legen. Ob diese Ideen umgesetzt werden, ist bis jetzt jedoch fraglich.
Nachhilfeunterricht ist eine Möglichkeit, dem Problem der gestiegenen Verunsicherung entgegenzuwirken, da Nachhilfelehrer:innen den Schüler:innen Selbstvertrauen mitgeben. Individueller Einzelunterricht, wie der Studentenring ihn anbietet, ist eine wertvolle Ergänzung zum Schulunterricht. Diese zusätzliche Förderung kann Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, auf ihrem Bildungsweg besser voranzukommen. Daher sollte Nachhilfe als Leistungsbestandteil berücksichtigt werden.
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